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Konzept "Vogelstimmen - Trio"

 

2009 probte ich mit Irina Rusu in Salzburg für einen Kammermusikabend mit den "Liedern ohne Worte 1-7", und fand daran Geschmack, die "Stimme der Seele", wie die Geigenstimme oft genannt wird, weiter zu ergründen.


Grimmelshausens Gedicht aus seinem Simplicius Simplicissimus: "Komm Trost der Nacht, oh Nachtigall, lass deine Stimm' mit Freudenschall…" erschien in meiner Erinnerung parallel dazu. Dem Nachtigallengesang wurde im Mittelalter heilende Wirkung zugesprochen wurde. Die damals sog. Melancholiker setzten sich ihm aus, um in sich etwas vom Absterben Bedrohtes wiederzuerwecken. Vielleicht gäbe es heute weniger Depressionen, gäbe es noch mehr Nachtigallen. Also setzte ich mich der Nachtigall aus, den Regungen, die ihr Gesang hervorruft und versuchte, Berührungspunkte mit der Faszination zu finden, welche reine Musik in uns auslöst. Ich fand, beide gehen nicht ineinander über, sondern verhalten sich eher zueinander wie Öl und Wasser. Ein anderer Komponist würde ein völlig anderes Ergebnis erzielen. Ich wollte beide, Vogelgesang und Musik, nicht zwanghaft vermischen, aber erkunden, wo sie sich in uns berühren. Das erste Ergebnis war "Die Nachtigall".


Die Geige imitiert den Gesang und gelangt darüberhinaus in tiefere, der menschlichen Seele vorbehaltene Bereiche, die in Tierstimmen, bei allem Zauber, nicht vorkommen.


2011 sollten wir wieder im Konzert auftreten. "Der Rabe", der in mehrfacher Erscheinungsform vor meinem Fenster und dem Feld, auf dem ich täglich frische Luft schnappe, sein Wesen treibt, zog mich in seinen Bann. Also ein ganz anderer Charakter, auch wenn er den Singvögeln zugeordnet wird. In La Fontaines Fabel "Der Fuchs und der Rabe" geht der schwarze Kollege dieser Schmeichelei auf den Leim, läßt sich an seiner Eitelkeit packen, obwohl ihn doch der Volksmund den klugen Raben nennt. In der Tat, wie ich bald erfuhr, ist er nicht nur der Klügste unter den Vögeln, sondern eines der intelligentesten Tiere überhaupt. Er kann, wie die Primaten, Werkzeuge nicht nur gebrauchen, sondern auch verändern, um sein Ziel zu erreichen. Zu harte Nüsse, nachdem er sie meinem Nachbarn geraubt hat, legt er bei roter Ampel auf die Straße. Nachdem die Autos durchgefahren sind, sammelt er den Inhalt auf.


Literatur und Verhaltensforschung sind zwei Annäherungspunkte. Der Charakter des Raben hat viele Facetten: In Edgar Allen Poe's Gedicht "The Raven" bedrohlich, welches in La Fontaines Fabel um eine komische Seite erweitert wird. Auch eine gewisse Eleganz kann man ihm nicht absprechen, vor allem, wenn er mit kraftvoll-sanften Flügelschlägen souverän die Luft durchzieht.


2011 © Nikolaus Schapfl



Die Original-Klangdateien wurden von einer Schweizer Klangbibliothek mit den Rechten zur Synchronisierung und kommerziellen Nutzung erworben und vom Komponisten bearbeitet.